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Unarten?!
Der Begriff "Unarten" unterstellt eigentlich ein absichtlich negatives Verhalten eines Pferdes gegenüber uns Menschen. Allerdings, bei Verhaltensweisen wie "Weben", "Koppen", Box-Kicking, "Zungespiel", "Holznagen" usw.·in diesem Zusammenhang·zu sprechen, ist absolut unangebracht.·
Da in der Regel der Mensch dafür veranwortlich ist,·sollte man·es als das bezeichnen·was es ist, eine Verhaltensstörung.·
Teil I: Stereotypen
"Weben" und "Koppen" bspw. zählen zu den Stereotypen. Das heißt, immer wiederkehrende Verhaltensweisen ohne ersichtlichen Grund, die zunehmend unabhängiger von den ursprünglich auslösenden Faktoren und damit therapieresistent werden.
Bei unnatürlichen Verhaltensweisen, egal um was es sich handelt, sollte immer die Ursachenforschung an erster Stelle stehen. "Wann, wo, wie und bei was zeigen sich diese Auffälligkeiten." Im Ergebnis wird man·wahrscheinlich dann auch das "Warum" klären können.
Eines muss man sich bewusst machen, sind Verhaltensstörungen erstmal da, sind sie schwer abzustellen. Hier ist die Prophylaxe das Wichtigste. Die artgerechte Haltung, Fütterung, Beschäftigung und Sozialkontakte zu Artgenossen, sind die Grundlagen um diese Verhaltensauffälligkeiten erst gar nicht entstehen zu lassen. Des Weiteren weisen allerdings Studien auch auf erbliche Belastungen hin. Bei Pferden mit "viel Blut" - Vollblüter, Halbblüter, Araber usw.··Verhaltensweisen häufiger·beobachtet. Ebenso bei·Dressur- und·Rennpferden, und bei·ranghöhreren Tieren in einer Herde. Letztlich ist negativer Stress Auslöser für die unterschiedlichsten Verhaltensstörungen.
Weben:
Die Stufen des "Webens" reichen von einem Kopf hin- und her schaukeln bis zum hin- und her schwingen des gesamten Vorderkörpers. Das "Weben" kann mehrere Ursachen haben. Meist wird es mit Langeweile und Unterforderung in Zusammenhang gebracht. Pferde, ursprünglich Steppenbewohner die sich bis zu 16 Stunden täglich mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt haben·und sich dazu in mit vielen Artgenossen in·riesigen Gebieten bewegen konnten, sind physisch und psychisch nicht für ein Leben in Stallboxen ausgelegt. Andererseits ist leider auch nicht pratikabel, täglich ein Pferd in·Auslaufgebieten von·hundert Quadratkilomter erst suchen und einfangen zu·müssen. Da·ihr Wohlbefinden aber trotzdem in unserer Hand liegt, sollte man alles dafür tun um ihnen in ihren Bedürfnissen soweit wie möglich entgegen zu kommen. Das heißt, wie bereits erwähnt,·Beschäftigung, Auslauf und ausreichende Sozialkontakte zu Artgenossen, so umfangreich wie möglich, sind·ein Muss.
Aber nicht nur Langeweile kann ein Grund sein, sondern auch Erregung. Positiver Art und negativer Art. Ein Beispiel, manche Pferde geraten bei dem Geräusch des Futterwagens in eine so starke freudige Erwartung, dass das "Weben" eine Übersprungshandlung ist. Nichts anderes, als wenn wir vor Aufregung und Nervosität von einem Bein aufs andere treten. Leider wird das "Futterweben" durch die Fütterung noch belohnt und kann damit verstärkt werden.·Im Grunde ist Dauer und Häufigkeit das Maß um zu beurteilen ob dieses Verhalten schädlich ist oder gerade noch zu tolerieren.·Wenn Sie bei Ihrem Pferd zweimal am Tag vor der Fütterung eine halbe Minute "weben" beoachten und sonst nie,·kann man unter Umständen noch damit leben. Natürlich sollte man ein Auge darauf haben ob sich dieses Verhalten häuft und auch auf andere Situationen ausdehnt.·Denn wenn sich das Pferd zwanzigmal am Tag aufregt und immer mit "Weben" reagiert, summiert sich·das Verhalten ·schnell zum Selbstläufer und damit zum Problem. Hier ist Verhaltenstraining das richtige Mittel.
Ist das "Weben" körperlich schädlich?
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Hier scheiden sich die Geister. Folgeerscheinungen sollen Verschleiß an Gelenken und Fehlhaltungen sein. Andererseits gibt es Studien die das "Weben" als nicht schädlich einstufen. Eines ist sicher, jede Art an Bewegung zieht Verschleiß mit sich. Bei übermäßiger und monotoner Dauerbelastung,·werden Verschleißerscheinungen nicht ausbleiben. Ob diese allerdings nicht generell durch Bewegungsabläufe auftreten würden, ist ·
Koppen:
Das Koppen ist die häufigste Verhaltensstörung bei Pferden. Durch Aufsetzen der Schneidezähne auf Gegenstände in geeigneter Höhe,·bspw. eine Futterkrippe (daher entstand der Begriff "Krippensetzer"), Balken, Stricke, sogar Wände, wird mit angespannter Halsmuskulatur wodurch der Kehlkopf zurückgedrückt wird,·Luft in die Speiseröhre gesaugt und geschluckt. Die seltenere Form ist das Freikoppen, bei dem die Pferde den Kopf nach vorne oder oben strecken und auch dann wieder die Halsmuskulatur anspannen um Luft zu schlucken.
Auch hier wird Langeweile, Einsamkeit, Unter- und Überforderung, Traumata aller Art·und vor allem die Fütterung und die Art des Futters als Grund angeführt. Häufig wurde das Koppen mit Hungergefühlen der Pferde in Zusammenhang gebracht. Pferde sind in der Natur 12-16 Stunden mit der Futtersuche und -aufnahme beschäftigt. In menschlicher Haltung verbringen sie oft viel Zeit in der Box mit wenig Rauhfutter. Somit fallen gleich zwei Grundelemente auf einmal weg. Beschäftigung und Sättigung. Man braucht sich ja nur mal Menschen die "nur" hungern (und damit sind Diäten usw. gemeint), nicht einmal eingesperrt sind, vor Augen halten. Was hier an Übersprungshandlungen gezeigt wird ist nicht weniger bizarr.
Bei Mensch und Pferd verselbstständigen sich sehr schnell Ersatzhandlungen und werden auf viele andere Situationen ausgedehnt. Weil sie bei Stress einfach Erleichterung verschaffen. Entsprechend haben diese Störungen Suchtcharakter. Und sind deshalb auch so schwer zu therapieren. Natürlich gibt es in der Intensität der Verhaltensstörungen ·enorme Abstufungen. Von zwei-dreimal koppen nach der Fütterung, bis hin zum Dauerkoppen, was Koliken auslösen·und zu extremen Zahnschäden führen kann. Teilweise wird durch die Häufigkeit, das zuerst als positiv empfundene Verhalten, selbst zum negativen Stress, was bis·zum Gewichtsverlust führen kann.·
Gegenmaßnahmen:
Grundsätzlich sollte zuerst alles getan werden um die Pferde vom ersten Tag an so artgerecht wie möglich zu halten. Schon bei den ersten Anzeichen des Koppens ·sollte sofort Ursachenforschung betrieben werden und Änderungen durchfgeführt werden. Gleich zu Anfang bestehen die·besten Chancen dieser Störung entgegenzuwirken. Von Tierärzten werden Koppriemen empfohlen, die das Koppen unterdrücken sollen. In schwersten Fällen gibt es die Möglichkeit die untere Halsmuskulatur operativ entfernen zu lassen um das Koppen unmöglich zu machen.
Koppriemen können zu Beginn der Störung eine Verfestigung des Verhaltens verhindern. Auch ist die Anwendung bei stärkerem Koppen oft erfolgreich. Aber man sollte nicht vergessen, dass es nur ein Hilfsmittel ist, dass die Symptome unterdrückt. Oft setzt das Koppen bei Abnahme des Riemens wieder ein. Es gibt natürlich auch Medikamente, wie Serotonin, aber auch hier setzt das Koppen nach dem Absetzen wieder ein.
Generell ist Beschäftigung das beste Mittel. Quasi eine Ersatzhandlung für die Ersatzhandlung anzubieten. Eine Reiterin hat in einem Forum beschrieben, dass sie ihr Pferd vom koppen an der Putzstange abhielt, in dem sie einen Wassereimer mit ein paar Äpfeln darin vor das Pferd stellt. Somit beschäftigte sich das Pferd während des Putzens mit Äpfelfischen. Es gibt viele Möglichkeiten positive Ersatzhandlungen anzubieten und damit zumindest die Störungen zu reduzieren. Umso öfter das Pferd in bestimmten auslösenden Situationen andere Verhaltensweisen anzuwenden lernt, umso weniger wird die vertraute Störung eingesetzt.
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